Mögliche Extraktionsverfahren bei einer Haartransplantation mit dem FUE Verfahren

FUE: Manuelle Entnahme, Roboter, Mikromotoren, PCID, WAW, U-Graft etc.

In der Vergangenheit hat Hairforlife und die Forencommunity beim Thema FUE Haartransplantation und Entnahme-Methoden das Thema Mikromotor, sogenannte motorisierte Punches/Hohlnadeln, FUE Entnahme-Geräte und automatisierte Systeme mit Roboter kritisch und kontrovers betrachtet. 

Im Zuge des Entwicklungsprozesses der Haartransplantations-Branche möchte ich einige Sätze dazu äussern:

Roboter Haartransplantation und ARTAS®-System

Laut ISHRS1 ist das ARTAS® System ist das am stärksten maschinell betriebene FUE-Gerät. Es ist ein vollständig robotergestütztes System zur Entnahme von follikulären Einheiten für Haartransplantation. Es wurde von Restoration Robotics, Inc. entwickelt, einem Unternehmen, das Robotersysteme für den Einsatz in der Chirurgie entwickelt. Das System befindet sich seit mehreren Jahren in der Entwicklung und hat von der US Food and Drug Administration (FDA) die 510K-Zulassung für die Entnahme von follikulären Einheiten bei braun- und schwarzhaarigen Männern erhalten, bei welchen androgenetische Alopezie diagnostiziert wurde. Das System wird unter Aufsicht eines Arztes betrieben, der einen computergestützten, bildgesteuerten Roboterarm verwendet, der mit Powered SafeScribe® kleinen Punches zum Inzidieren und einer Luftabsaugungseinheit zur Entnahme einzelner FUs ausgestattet ist. Wie ISHRS ebenso schreibt, können laut dem Unternehmen ARTAS® Eintausend FUs pro Stunde entnommen werden.1

Ein wichtiger Kernpunkt scheint vor allem das Know-How, die Erfahrung und das Urteilsvermögen des Arztes zu sein welcher den Roboter bedient und auch einstellen muss. Der Roboter selbst redet nicht, kann einer nicht erfahrenen Person demnach auch keine Empfehlungen geben über einzuprogrammierende Abmessungen, Winkel und Abstände. Jedes Werkzeug kann letztendlich immer nur so gut sein wie die Hand von der es bedient wird.

Dr. Barusco und Kritik am Marketing und Verkaufssystem der Roboter an unerfahrene Ärzte betreffend Haarchirurgie

Laut Dr. Barusco2 aus Florida, USA wird in der Öffentlichkeit grundsätzlich selten über die Nachteile von neuen Systemen/Instrumenten/Technologien diskutiert und geben 1. groß angelegte Marketingkampagnen vielen Verbrauchern erst mal den Eindruck, dass ein Arzt, welcher nicht über dieses neue Instrument/Gerät verfügt, nicht mehr auf dem neusten Stand der Wissenschaft ist, oder 2. schlimmer noch, dass bei manchen Patienten sogar der Eindruck erweckt wird diejenigen Ärzte, welche diese neuen Instrumente/Geräte besitzen, gleichzeitig auch automatisch Experten sind und gute Resultate erzielen.2

Ich erinnere mich diesbezüglich an einige Gespräche mit Haarchirurgen, welche offen zugeben, grundsätzlich neue Systeme/Geräte anzuschaffen und diese gar nicht mehr in Verwendung, aber weiterhin in der Praxis vorhanden sind. Man bewusst neue Gerätschaften aus „Marketingaspekten“ zukauft, um entweder damit werben zu können, oder umgekehrt, wie von Dr. Barusco erwähnt nicht den Eindruck zu hinterlassen, nicht mehr auf dem neusten Stand zu sein.

Dr. Barusco ist der Meinung, dass hinter all solcher Geräte immer ein kompetenter Arzt und mit dem Arzt auch zusätzlich ein kompetentes Team stehen muss, da sonst kein Roboter oder sonstiges Vakuum-unterstütztes Gerät helfen wird. Laut seiner Ansicht ist aber genau hier das Problem und er kritisiert, die Roboter auf der ganzen Welt würden oftmals an diejenigen Ärzte verkauft, welche keine Ausbildung in Haartransplantation genossen haben.2

Dr. Barusco erwähnt auf seiner Webseite weiterhin2, dass er in den letzten Jahren eine starke Zunahme von Patienten hat mit der Nachfrage das schlechte Resultat zu korrigieren, meist erzielt von Robotern und/oder von unqualifizierten Personen unter unzureichender oder gar keiner Aufsicht eines qualifizierten Arztes. Laut Dr. Barusco kannten einige der Patienten nicht einmal den Namen des Arztes, aber wussten zumindest, dass man wohl eine OP mit einem gewissen Roboter-„Verfahren“ oder durch ein neues FUE-„Verfahren“ durchgeführt wurde.

Letztendlich äußert Dr. Barusco ebenso, dass Roboter nur Maschinen seien und wenn die Person, die für die Steuerung verantwortlich ist, kein Know-how und Erfahrung mit Haarchirurgie hat und wer die Grundregeln nicht kennt, könnten die Resultate eben auch schlecht ausfallen. Laut seiner Aussage könnte es beispielsweise sein, dass der Roboter gewisse Haare nicht gut sehen kann (der beste Fall für den Roboter sind laut seiner Aussage dunkles, glattes Haar gegenüber helle Haut, ein hoher Kopfhaut-Haarkontrast) und der Haarchirurg müsste optimalerweise auf manuelle Entnahme umschalten, aber was, wenn der Haarchirurg diesbezüglich kein Know-how hat, mahnt Dr. Barusco an2

Manuelle FUE Entnahme vs motorisierte/automatisierte/elektrische Entnahme

Während die manuelle FUE Entnahme immer noch für einige renommierte Haarchirurgen das Mass aller Dinge darstellt, stellen andere die Entnahme auf die motorisierte/automatisierte/elektrische Entnahme um und es ist davon auszugehen das weitere nachziehen, wenn Möglichkeiten bestehen, mit weniger Aufwand in kürzerer Zeit mehr Patienten behandeln und damit am Ende des Tages mehr umsetzen zu können.

Argumente/Argumentation manuelle Entnahme: Optimale Einstellung auf individuelle Hautstrukturen

Die Argumentation der Ärzte mit manueller Entnahme, dass mit der Anwendung von elektronischen Hilfen (Mikromotoren/Roboter) während der OP strukturelle Unterschiede/Veränderungen der einzelnen Hautschichten in Härte, Dicke etc., welche auch ggf. von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich sein können nicht optimal wahrgenommen werden, wie das ebenso die Gefahr einer Transektion/Schädigung der Grafts/Follikel höher ist, insbesondere wenn es sich um einen Mikromotor mit Wärmeentwicklung handelt. Die Argumentation aus der Sicht eines Haarchirurgen mit manueller Entnahme, dass man manuell sehr viel besser auf die individuellen Hautstrukturen (dünne/dicke/harte/weiche) und ggf. unterschiedlichen Tiefenlagen der Grafts eingehen kann, man deutlich mehr „Feeling“ und dadurch weniger Transektion hat, wie zudem die manuelle Entnahme sanfter vonstattengeht und insgesamt weniger Trauma an den Grafts verursacht.

Einige FUE Mikromotoren ursprünglich hergestellt für die Zahnchirurgie und nicht für Eigenhaar-Transplantation

Wohlgemerkt allerdings, dass einige der bisher am Markt befindlichen Mikromotor-Hilfsgeräte ursprünglich für andere Bereiche produziert wurden, wie in etwa im Bereich der Zahnchirurgie und deshalb für Eigenhaar-Transplantation und die Extraktion von Haarfollikeln weniger gut geeignet ist und damit die Gefahr schlichtweg deutlich grösser ist im Donor grossen Schaden anzurichten wie mit manueller Entnahme, vor allem mit wenig Know How, wenig Erfahrung und zu schneller und unvorsichtiger Vorgehensweise (siehe auch Haartransplantation Türkei Istanbul)!

Nicht geeignete FUE Mikromotoren finden häufig Anwendung in Billig-Kliniken oder bei unerfahrenen Ärzten

Aber zu erwähnen, dass gerade eher jene Ärzte/Anbieter (Billig-Discounter) die Entnahme mit Billig-Mikromotoren (meist nicht für FUE entwickelt) durchführen, welche aber häufig mit Haarverpflanzung noch unerfahren sind und/oder das nötige Basis-Wissen fehlt (beispielsweise wie viele Grafts man maximal aus einem Gebiet entnehmen darf, ohne das es zu augenscheinlichen Entnahmegebieten mit Fussballfeld- und Fensteroptik-Mustern kommt), aber auch noch nicht ausreichende Erfahrung und Know How haben um den Mikromotor möglichst auf die individuelle Situation des Patienten einzustellen.

FUE Mikromotor und Erfahrung/Know How des Arztes

Es gilt deshalb im Tenor unter Haarchirurgen, dass grundsätzlich ein erfahrener Haarchirurg (welcher FUE seit Jahren beherrscht und ausreichend Erfahrung mit manueller Entnahme hat), einen Mikromotor egal welchen Herstellers ganz höchstwahrscheinlich besser bedienen und auf die individuelle Situation des Patienten einstellen kann als ein unerfahrener Haarchirurg und somit in Folge auch höchstwahrscheinlich mit einem Mikromotor ansprechende Resultate erzielt. Es gilt (nicht wie im Internet gerne publiziert): Auch bei Anwendung mit Mikromotor sind sehr wohl die Erfahrung/Know How des Arztes mit Eigenhaarverpflanzung wichtig!

Entwicklungsprozess FUE: Automatisierte Systeme/Elektrische Hilfen/Mikromotoren für die FUE Entnahme entwickelt von erfahrenen Haarchirurgen

Im Entwicklungsprozess von FUE und der perfekten Entnahme verzeichnen dabei 3 Geräte mit 2 verschiedene Ansätzen immer mehr Abnehmer, welche allerdings mit den herkömmlichen Mikromotoren/elektrischen Hilfen kaum noch zu vergleichen sind und ausschließlich für den Einsatz von FUE-Eingriffen und darüber hinaus auch von erfahrenen Haarchirurgen konzipiert wurden.

Das PCID von Coleinstruments: Scharfe FUE Entnahme

pcid-coleinstruments Kopie

Dr. John Peter Cole, USA, ist als Pionier für FUE (Follicular Unit Extraction) bekannt und seit Jahren führend auf dem Gebiet der Entwicklung modernster medizinischer Präzisionsinstrumente. Coleinstruments stellt nunmehr ein revolutionäres Gerät vor, das für die Extraktion der follikulären Einheiten (Grafts) bei der FUE-Methode eingesetzt werden kann.

Das Entscheidende daran ist: Das Gerät funktioniert mit einem motorisierten Antrieb. In der Vergangenheit hat Hairforlife und die Forencommunity die Anwendung von Mikromotor sehr kritisch beäugt. Die Tatsache, dass nun ausgerechnet Dr. Cole ein solches Gerät zum Einsatz bei FUE-OP´s anbietet und empfiehlt, hat Hairforlife dazu bewogen, dessen Einsatz, Funktionsumfang und dessen Komponenten in näheren Augenschein zu nehmen. Eine umfassende Übersichtstabelle bisheriger, oft genug kontrovers betrachteter Mikromotoren im Vergleich zum PCID finden interessierte Leser unter4 oder siehe folgende PDF zur Verfügung gestellt von Coleinstruments.com.

Der Hintergrund

Auf dem Sektor medizinischer Geräte befinden sich für den Einsatz bei FUE-OP´s gegenwärtig zahlreiche Modelle am Markt. Leider wurden nahezu alle dieser Geräte ursprünglich dazu produziert, um im Bereich der Zahnchirurgie eingesetzt zu werden (eine weitere Ausnahme stellt z.B. das weiter unten vorgestellte WAW System/Trompetenpunch von Dr. Devroye dar) oder um erheblich härteres Material als Haut, z.B. Holz, Knochen oder Zähne zu durchschneiden. Menschliche Haut hat allerdings eine ganz andere Beschaffenheit als diese erheblich härteren Materialien. Nur das PCID wurde ausschließlich dazu hergestellt, um gezielt Haarfollikel aus der Haut zu extrahieren.

Der Funktionsumfang des PCID

Das PCID bietet viele optionale Einstellungen, einschließlich Rotation, Oszillation und Roto-Oszillation (Rotation in Kombination mit Oszillation). Die jeweiligen Parameter für das PCID können exakt voreingestellt werden. Deshalb ist es sehr wichtig, die genauen Einstellungen zu kennen und dafür zu sorgen, dass diese dem gewählten Punch entsprechen. Eine Voreinstellung, die zu hoch gewählt wurde, kann bei einem sehr scharfen Punch sowohl Haut als auch Haarfollikel beschädigen. Eine zu niedrige Einstellung kann andererseits bei einem etwas stumpferen Punch die Haut zu stark beschädigen und Haarfollikel zerstören.

Individuelle Haut- und Haarbeschaffenheit der Patienten

Jeder Patient hat unterschiedliche Haut- und Haarstrukturen. Deshalb ist es erforderlich, dass die Einstellungen für den Punch mit dem persönlichen Hauttyp des Patienten korrespondieren. Gegenwärtig ist das PCID das einzige Gerät am Markt, bei dem die Einstellungen derart exakt und präzise mit den vielfältigen Eigenheiten eines Patiententyps abgestimmt werden können. Es gibt Patienten mit einer großen Anzahl multiplen Grafts, andere mit nur singulären Einheiten. Auch gibt es Patienten, die dickeres und andere, die dünneres Haar haben. Die Wurzelscheide fällt oft unterschiedlich aus, das Fettgewebe um die Wurzeln, aber auch die Länge der Haarfollikel ist bei jedem Patiententyp unterschiedlich. Genauso unterschiedlich fällt auch die Hautbeschaffenheit der Patienten aus (dicke, fettige, dünne, trockene, ledrige Haut u.v.m). Jeder Punch, der hier nur mit einer bestimmten Einstellung für alle Patienten gleich zum Einsatz kommt, wird unmöglich die Verschiedenartigkeit berücksichtigen. Die Folgen sind größere Hautverletzungen, verstärktes Trauma der Haarfollikel, stärkeres Bluten, Transektion und andere Begleiterscheinungen, die sich alle oftmals in einem für den Patienten kaum wahrnehmbaren Mikrokosmos abspielen. All diese Faktoren tragen aber wesentlich zum Erfolg einer Haartransplantation bei. Bisherigen Mikromotoren ist es daher aufgrund einer nur begrenzten Einstellungsmöglichkeit nicht gelungen, flächendeckend Erfolg zu gewährleisten, weil individuelle Charakteristika nicht ausreichend gewürdigt werden konnten.

Das PCID ist gegenwärtig das einzige Gerät am Markt, das die Vielfalt und Komplexität unterschiedlicher Patienteneigenschaften würdigt. Über eine zentrale Einheit, ein computergesteuertes Gehirn, werden durch den Arzt die einzelnen Parameter eingegeben. Die Eingabe erfolgt sehr einfach über einen Touchscreen, das optionale Eigenschaften nahezu grenzenlos zulässt. Das Endgerät, der Punch, reagiert auf die Kontrolle durch den Computer und kommuniziert während der Behandlung fortwährend mit ihm. Auf diese Weise können äußerste Präzision und Feinstarbeit gewährleistet werden.

Präzise Tiefenkontrolle der follikulären Einheiten und eine ausgereifte Mikrotechnik mit schärfsten Klingen verhelfen dem Arzt zu einer erfolgreichen Extraktion gesunder Haarfollikel ohne ihn zu ermüden. Dies ist ein nicht unerheblicher Faktor, da der stereotype Arbeitsvorgang von Haarchirurgen oftmals zu weniger Aufmerksamkeit im Laufe einer Behandlung zwingen kann. Mit dem PCID kann dieser Umstand ausgeschlossen werden.

Schärfste Präzision

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Welche Bedeutung die Schärfe der einzelnen Schneiden eines hochentwickelten Punches hat, wurde in einer vergleichenden Studie festgestellt. Das Ergebnis der Analyse kann hier nachgelesen werden5.

Drehgeschwindigkeiten / Spannungsbogen

Außerdem erlaubt es das PCID, die Drehgeschwindigkeit präzise einzustellen. Diese Möglichkeit besteht gegenwärtig bei keinem anderen FUE-Punch. Das PCID erlaubt eine maximale Drehgeschwindigkeit bis zu 4000 RMP. Ein Mindesterfolg kann bei gegenwärtig ca. 1250 Umdrehungen pro Minute gemessen werden. Je nach Situation kann der behandelnde Arzt die Geschwindigkeit, aber auch den Spannungsbogen bei einem Wechsel von Rotation und Oszillation festlegen. Sobald die feinen Klingen nur ein wenig stumpfer zu werden drohen führt eine stetig gleichbleibende Drehgeschwindigkeit zwangsläufig zu einer messbar erhöhten Longitudinal-Kraft, die sowohl Haut als auch Haar stärker belastet und ggf. zerstört. Durch eine erhöhte Drehgeschwindigkeit kann diese Begleiterscheinung aber wieder ausgeglichen werden. Was mit anderen motorisierten Geräten bislang nicht möglich war, gelingt dem PCID nunmehr in vielfältiger Weise.

Das PCID erlaubt den Gebrauch einer Vielzahl von unterschiedlichen Punches. Seinen optimalen Nutzen erzielt das PCID allerdings erst durch die äußerst scharfen Schneiden von Cole Instruments.

Infolge der erhöhten Entnahme kann die Haar-OP auch erheblich schneller abgeschlossen werden und der Patient früher nach Hause gehen. Nahezu alle Geräte von Coleinstruments entsprechen höchsten Ansprüchen und sind das Ergebnis einer sehr intensiven Forschungsarbeit von Dr. John P. Cole persönlich. Es ist Dr. Cole ein besonderes Anliegen geworden, sein Wissen und seine Fähigkeiten an andere Ärzte weiterzugeben, um damit weltweit höchsten technologischen Standard bei Haartransplantationen zu gewährleisten.

Sehen Sie folgende einige Bilder welche Andreas Krämer von Hairforlife während einer FUE OP von Dr. John Cole mit dem PCID Gerät zeigen:

Dr. John Cole und Andreas Krämer während einer FUE Haartransplantation und Einsatz des PCID
Dr. John Cole und Andreas Krämer während einer FUE mit Einsatz des PCID
Dr. John Cole links und Andreas Krämer rechts während einer FUE
Dr. John Cole links und Andreas Krämer rechts während einer FUE

Hybrid Trumpet Punch/WAV Dr. Devroye/U-Graft Dr. Umar: Stumpfe FUE Entnahme

Im Entwicklungsprozess neuer Geräte, die den Extraktionsvorgang bei Eigenhaarverpflanzung nach der FUE-Methode entscheidend prägen, hatte sich zuletzt der von Coleinstruments produzierte PCID neben manuellen Entnahmemethoden herausgestellt.

Nach dieser im Grunde linearen Weiterentwicklung elektronischer Punches für die Entnahme von Haarfollikeln, hat sich bei FUE ein neuer Ansatz mehr und mehr vorgetan. Betroffen ist davon nicht die grundsätzliche Methodik als vielmehr die technische Funktionsweise der Extraktionsnadel. Inzwischen haben sich bereits mindestens zwei renommierte Haarspezialisten diesen neuen technischen Ansatz nach einem langjährigen Erkenntnisprozess erfolgreich zu eigen gemacht. Dr. Sanusi Umar (USA), der bereits mit dem ultraschallbetriebenen U-Graft aus der eigenen Entwicklung erfolgreich OP´s durchführt6, und Dr. Jean Devroye (Belgien) mit seinem aus neuester Produktion stammenden Hybrid Trumpet Punch7 geben dieser Entwicklung einen neuen Impuls. Beide haben sich für eine ähnliche Umgestaltung ihrer Punchtechnik entschieden, um eine sichere und verletzungsfreie Entnahme von Haarfollikeln zu gewährleisten.

Aus diesem Grund möchte Hairforlife in diesem Beitrag kurz auf die neue Technik und Vorgehensweise eingehen. Für die Darstellung wird im Folgenden wesentlich der von Dr. Devroye hergestellte Hybrid Trumpet Punch und seine Wirkungsweise näher beschrieben:

WAV FUE System – Trompetenpunch Dr. Devroye

FUE Haartransplantation und die Ausgangslage: Transektion – Extraktionsschwierigkeiten bei afroamerikanischen Patienten

Aufgrund der bei afroamerikanischen Patienten oft schwierigen Position von Haarfollikeln im subkutanen Unterhautgewebe konnten in der Vergangenheit bei einer FUE Haartransplantation selbst renommierte und erfolgreiche Ärzte oftmals nur begrenzte Erfolge mit schwarzen Patienten erzielen. Da man die lineare lange Narbe einer FUT-OP vermeiden wollte, hatten diese Patienten mit der modernen FUE-Methode weniger Aussichten auf Erfolg als andere. Die krause Haarstruktur der afroamerikanischen Patienten führte in der Regel dazu, dass die Follikel vom FUE-Punch nie vollständig erfasst und zuletzt transektiert wurden, weil die besondere Lage der Haarpapille für die Punchtechnik nicht geeignet war. Die Haarfollikel konnten zumeist nicht mit ihrer gesamten Wurzel aus dem Donor (Spenderbereich) des Patienten entnommen werden, was den Erfolg der gesamten FUE-OP gefährdete.

Transektion ist allerdings auch bei vielen anderen Ethnien, insbesondere in Europa ein Problem, wenn es dem Arzt nicht gelingt, die Haarfollikel unverletzt zu extrahieren. Das mag zuweilen am Patienten, der technischen Ausstattung der Klinik als auch an der mangelnden Erfahrung des Haarchirurgen selbst liegen. Aus diesem Grund was es stets das oberste Ziel, bei FUE eine niedrige Transektionsrate zu erzielen. Garantieren konnte man diese allerdings nie vollständig.

Die Erkenntnis: Haut- und Gewebestrukturen – Scharfe oder stumpfe Hohlnadeln

Die neue technische Entwicklung geht von der Erkenntnis aus, dass der größte Widerstand für die Hohlnadel bzw. den Punch bei der Extraktion stets an der äußeren Oberfläche der Haut besteht. Deshalb verlief die Entwicklung der medizinischen Extraktionsgeräte immer deutlicher als Wettlauf um besonders scharfe und zugleich extrem dünne Punchvorsätze. Die Mikrotechnik der Extraktionsnadeln für FUE-Eigenhaarverpflanzungen hat zuletzt einen hochentwickelten Schärfegrad angenommen, dessen Ziel es ist, die Haut nach Möglichkeit ohne größere Verletzungen sowohl schnell als auch ohne Kraftaufwand zu durchdringen.

Dabei besteht aber in Folge auch die Gefahr, dass es zu einer Transektion und Verletzung eines Haarfollikels kommt, wenn die scharfe Klinge des Punches zu tief in die Haut eindringt, so dass die Haarwurzel infolge deren Lage oder Tiefe vorzeitig getrennt oder gesplittet wird.

Der neue technologische Ansatz, den sowohl der Hybrid Trumpet Punch als auch andere wie UGraft von Dr. Umar verfolgen, geht von der Erkenntnis aus, dass zunächst nur der äußere Hautwiderstand selbst zu überwinden ist, während das subkutane Unterhautgewebe weich und elastisch ist. Es musste daher das Ziel einer neuen Technik werden, die Haarfollikel in ihrer Gesamtheit unverletzt zu entnehmen und dabei auf die strukturellen Bedingungen des weichen Unterhautgewebes Rücksicht zu nehmen.

Die Methode: Sezierung der Haarfollikel vs. schneidende Extraktion

Der Hybrid Trumpet Punch setzt genau da an, wo in den meisten Fällen die Transektion ihren Ursprung hat. Da für das subkutane Unterhautgewebe keine scharfen Schneideprozesse erforderlich sind, um bis zur Papille vorzudringen, besitzt der Hybrid Trumpet Punch eine neuartige Art der Konstruktion. Anstelle eines immer schärfer werdenden Cutting Edge (Schneide eines Punches, die in unterschiedlichen Varianten und Formen produziert wird) besitzt der Trumpet Punch eine im Wesentlichen stumpfe Spitze. Entscheidend für die erfolgreiche Nutzung des Punches ist aber auch die namensgebende Form.

Der Hybrid Trumpet Punch hat eine trompetenförmige Öffnung, die der Follikelform in ihrer natürlichen Lage am ehesten gerecht wird. Dadurch kann das Haarfollikel vollständig vom Punch erfasst und aufgenommen werden.

Die Technik: Hybridgetriebene Rotation mit geringem Neigungswinkel

Infolge der trompetenförmigen Gestaltung des Punches und dessen geringer Schärfe wird ein höherer Druck durch den Haarchirurgen erforderlich, um die Oberhaut zu durchschneiden. Der Hybridantrieb unterstützt daher den behandelnden Arzt über ein Fußpedal, welches die manuelle Drehbewegung durch eine elektronische ersetzen soll (Simulation der manuellen Extraktion). Gleichzeitig erlaubt der Hybridantrieb mehr Kraft auch bei langsamer Geschwindigkeit und bietet dabei mehr Genauigkeit. Die exakte Einstellmöglichkeit ist beim Hybrid Trumpet Punch von Dr. Devroy über eine Software speziell regelbar.

Die beste Lösung für die Extraktion besteht wohl in einer niedrigen Rotation mit einem geringen Neigungswinkel, der bei ca. 60 Grad ansetzt. Gleichzeitig besitzt das neue Tool einen äußeren Winkel von 90 Grad, mit dem der Punch die Oberfläche der Haut leicht durchdringt. Nachdem der Punch in das Unterhautgewebe eingedrungen ist, wird der stumpfe Punch mit seiner trompetenförmigen Spitze dazu verwendet, die Haarfollikel verletzungsfrei aus dem weichen Gewebeumfeld zu trennen. Dabei wird das Gewebe nicht wie bei herkömmlichen Punches eingeschnitten, sondern eher seziert, so dass die Grafts in dem weichen Gewebe nicht zerstört werden können. Durch die stumpfe und nach außen geformte Spitze bewegt sich der Punch im Grunde von der Haarwurzel weg anstatt sie zu schneiden. Während scharfe Punches so ein Gewebe wie weiche Butter durchdringen, lässt der Hybrid Trumpet Punch das Follikel in den inneren Punchlumen hineingleiten. Durch die trompetenförmige Struktur des Punches kann das Follikel daher nahezu unverletzt „eingesaugt“ und vom restlichen Gewebe abgetrennt werden. Die anschließende Entnahme der Haarfollikel mit einer oder zwei Pinzetten durch den Arzt folgt der gewöhnlichen Routine einer FUE-Haartransplantation.

Das Ziel: Verletzungsfreie Extraktion – Höhere Entnahmedichte – Erhalt natürlicher Haarwurzelbestandteile

Die Hersteller dieser Technik haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Vorteile der FUT-Methode (Streifenentnahme) für die minimalinvasive FUE Technik zu nutzen. Das mehr vorhandene Hautgewebe („connective tissue“) um den Haarfollikel herum sorgt bei einer Streifenentnahme dafür, dass die Haarfollikel mehr geschützt sind.

Mit der trompetenförmigen Entnahmeversion des Hybrid Trumpet Punch kann das einzelne Haarfollikel unter Beibehaltung aller seiner natürlichen Bestandteile aus dem Gewebeumfeld entnommen werden. In Folge bleibt mehr Gewebe um den Haarfollikel herum vorhanden, wobei die Transektionsrate gleichzeitig auf ein Minimum reduziert wird. Die Rotationsbewegung setzt beim Hybrid Trumpet Punch nur am Oberhautgewebe an. Dadurch wird eine Traumatisierung bzw. weitgehende Zerstörung der Haarfollikel im unmittelbaren Umgebungsareal vermieden.

Fazit

Nach aktuellem Entwicklungsstand setzt also das Durchschneiden des Gewebes mit höchst entwickeltem Schärfegrad (scharfer Punch-Ansatz) nicht mehr länger den absoluten Maßstab. Vielmehr soll mit diesem Ansatz die vollständige Struktur eines Haarfollikels beibehalten und entnommen werden. Die Formgestaltung des Präzisionspunches verleiht ihm dabei eine auffallende Öffnung, die eine vielversprechende Zukunft in der Haarchirurgie besitzen könnte. Angesichts der geringen Unterstützung durch Hybrid-Antrieb, Ultraschall u.a. wird der Entnahmeprozess beschleunigt, ohne die ansonsten gefürchteten Folgen elektronischer Punches in Kauf zu nehmen. Daher kann diese Art Entwicklung auch für Ärzte, die bislang ausschließlich manuell extrahiert haben und sogar damit grosse Erfahrung haben, attraktiv werden, wie beispielsweise geringe Transektionsrate bei Patienten bei welchen sich die Entnahme bisher extrem schwierig gestaltet hat und bei welchen dies trotz grossen Know-Hows und jahrelanger FUE Erfahrung höhere Transektion zur Folge hatte und dadurch nur einen höheren Anteil an Einzelhaargrafts gewonnen werden konnte und dies somit den Graft/Haarcount gesenkt hat. Zudem weniger Ermüdung durch Wegfall der manuellen Drehbewegung und höheres Extraktionsvolumen in kürzerer Zeit (Zeitersparnis = es können mehr Grafts pro Tag transplantiert werden).

Darüberhinaus profitieren durch das mehr vorhandene Gewebe („connective tissue“) um die Grafts/Follikel herum vermutlich ebenso die mit FUE noch weniger erfahrenen Ärzte, oder Haartransplantations-Kliniken bei denen grundsätzlich gewisse Op Schritte (wie Graftordnung, Grafts anreichen, Grafteinsetzung etc.) an Assistenten/Assistentinnen delegiert werden (was in der Regel gängig ist, auch bei renommierten Haarchirurgen/Kliniken), was das Risiko senken kann die Grafts/Follikel durch technische Fehler (auch Fehler durch Übermüdung/Unerfahrenheit) zu beschädigen.

Ein anderes Thema das allerdings ebenso genau beobachtet werden muss, inwieweit es sich mit den Vernarbungen im Donor verhält, durch den neuen Ansatz mit stumpfen trompetenförmigen Punch im Gegensatz zum scharfen Punch-Ansatz.

Hairforlife wird die Entwicklung von FUE mit Sicherheit weiter beobachten!

Quellen/Referenzen/Autor

1 https://ishrs.org/follicular-unit-extraction-fue-manual-and-powered-device-assisted/

2 https://hairdoctorflorida.com/neograft-cons-artas-cons-what-they-arent-telling-you/

3 https://ugraft.com/what-is-dr-ugraft-hair-transplant-system/

4 http://www.fuehaartransplantation-pcid.com/vergleich-pcid-geraet-und-andere-automatisierte-motorisierte-elektronische-unterstuetzte-fue-entnahmegeraete-mikromotoren/

5 http://www.fuehaartransplantation-pcid.com/die-cole-serrounded-hohlnadeln-punches-schaerfsten-weltweit/

6 https://ugraft.com/what-is-dr-ugraft-hair-transplant-system/

7 http://www.devroyeinstruments.com

Autor

Andreas Krämer Hairforlife/Experten-Redaktion

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